Historie

Der Ursprung des Musikvereins Harmonie Ottenau geht auf einen Entschluss heimkehrender Reservisten zurück, die bei Militärkapellen Instrumente erlernten und sich in der Heimat zusammenfanden, um gemeinsam die Blasmusik zu pflegen. Das Musizieren wurde mehr oder weniger als Hausmusik betrieben und bei örtlichen Ereignissen – in erster Linie bei Tanzveranstaltungen – gespielt. Die offizielle Gründung der Kapelle wurde nach Aufzeichnungen der Mitbegründer Karl Friedrich Simon, Karl Krieg, Michael Kraft, Josef Hörig und Josef Himmel im Jahre 1895 vollzogen. Erster Dirigent wurde bis zu seinem Abgang aus der Garnison Rastatt Kapellmeister Urban. Ihm folgte bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs der Militärmusiker Jäger. Nach dem Krieg fanden sich die Musiker wieder zusammen. Am 23. Juli 1920 wurde der Kapelle durch die Gründung des Musikvereins „Harmonie“ Ottenau endgültig eine feste Grundlage gegeben. Zum ersten Kapellmeister wurde Heinrich Schlenz bestellt. Der Verein wuchs schnell und hatte im Jahr 1922 bereits 160 Mitglieder. Mit dem jungen Musiker Amandus Eckert wurde 1923 ein neuer Leiter für die Kapelle gefunden, der in den folgenden Jahrzehnten große musikalische Erfolge feierte, darunter mehrere 1. Plätze bei Wertungsspielen. Im Jahr 1929 wurde die erste Uniform für die Kapelle angeschafft, die zu dieser Zeit aus etwa 30 Musikern bestand.

Die Kapelle im Jahr 1929

Auf Einladung des Vorstandes der „Harmonie“ kamen 1932 dreizehn Vereine aus dem Murgtal zusammen, hoben den Murgtalmusikgau aus der Taufe und schlossen sich dem Südwestdeutschen Musikverband an. Im Zuge des zweiten Weltkrieges mussten die Tätigkeiten des Musikvereins verringert werden. Zahlreiche Männer wurden zum Kriegsdienst einberufen. Die wenigen Aktiven der Kapelle, die zurückblieben, spielten den Verstorbenen Trauerweisen, aber sonst wurde es im wahrsten Sinne des Wortes immer ruhiger beim Musikverein, bis im Jahr 1943 die Aktivitäten vollständig eingestellt wurden. Zu neuem Leben erweckt wurde die Kapelle erst wieder 1949, als im März die verbliebenen Musiker bei einer Totenmesse ihren gefallenen Kameraden gedachten. Der Stamm aus 22 Musikern hauchte mit einer Gründungsversammlung dem Musikverein neues Leben ein. Bereits im Mai des gleichen Jahres wurde ein erstes Konzert bestritten. Ein Jahr später bestand die Kapelle aus 32 Musikern. Es wurde das 55-jährige Jubiläum mit einem großen Fest gefeiert, durch dessen finanziellen Erfolg neue Uniformen angeschafft werden konnte.

Die Kapelle im Jahr 1950

Am 4. Juni 1955 erfolgte in Ottenau der Spatenstich für die Merkurhalle, welche als neuer kultureller Mittelpunkt im Ort entstehen sollte. Unter tatkräftiger Mithilfe der Vereine und der Bevölkerung wurde der Bau und die Inneneinrichtung realisiert. Bereits am 28. Juli des Folgejahres konnte die Halle mit Darbietungen der örtlichen Vereine in Betrieb genommen werden. Mit dem folgenden Bau des angrenzenden Kulturraumes über dem neuen Lehrschwimmbecken konnte der Musikverein ab 1963 einen neuen Proberaum beziehen. In diesem Jahr veranstaltete die Kapelle ein Festkonzert anlässlich der 40-jährigen Dirigententätigkeit von Amandus Eckert. Bei der Weihnachtsfeier 1967 übergab Amandus Eckert nach 44 Jahren den Taktstock an den jungen Ottenauer Musiker und bisherigen Vizedirigenten Tobias Merkel. Bereits im Folgejahr konnte mit einem Gemeinschaftskonzert mit der Sängervereinigung ein großer musikalischer Erfolg gefeiert werden. Das 75-jährige Jubiläum wurde aufgrund von Bauarbeiten an der Merkurschule und Turnhalle und damit einhergehender Baustelle auf dem Festplatz um ein Jahr verschoben und 1971 mit einem großen Fest begangen. Beim Ehrenabend im Juni waren neben zahlreichen ortsansässigen Vereinen auch die Partnerkapelle aus dem Annemasse an der Gestaltung beteiligt. Ein absolutes Highlight im Programm war neben der großen Gastkapelle aus Frankreich der gemeinsame Auftritt des Musikverein „Harmonie“ Ottenau mit dem Männerchor und dem katholischen Kirchenchor, welche den Freiheitschor aus „Nabucco“ und ein Potpourri aus der Operette „Schwarzwaldmädel“ für die Gäste zum Klingen brachten. Beim Festzug durch die geschmückten Straßen waren 18 befreundete Kapellen beteiligt. Im gleichen Jahr stattete die „Harmonie“ auf Einladung der Stadt Gaggenau der Partnerstadt und Partnerkapelle von Annemasse einen Besuch ab. Beim Umzug durch die Stadt spielten die Musiker drei Stunden am Stück mit über 60 Märschen für die Gäste auf. Im Folgejahr richtete der Musikverein das Bezirkskonzert in Ottenau aus und traf auf einen alten Bekannten. Ehrendirigent Amandus Eckert dirigierte die Bezirksjugendkapelle. Im Jahr 1975 veranstaltete die Harmoniekapelle ein Konzert zugunsten der Gaggenauer Altenhilfe. Ein großes Jubiläumsjahr war 1976 in Ottenau, welches die Musiker mitgestalteten. Die freiwillige Feuerwehr feierte ihr 75-jähriges Bestehen und die Sängervereinigung Ottenau blickte auf 110 Jahre zurück. Bei beiden Jubiläen spielte die Kapelle bei den Festabenden auf. Das 10-jährige Dirigatsjubiläum von Tobias Merkel wurde 1978 mit der Ausrichtung des 10. Bezirkskonzert der Bezirksgruppe Murgtal gefeiert. Die Tagespresse lobte die Kapelle in höchsten Tönen: „Der Musikverein „Harmonie“ Ottenau unter Leitung von Tobias Merkel beglückte die Besucher mit Leistungen, die sich ohne Einschränkung bei Berufskapellen einordnen lassen.“
Den 90. Geburtstag feierte der Musikverein mit der Durchführung des Bezirksmusikfestes vom 13.-15.07.1985. 20 Kapellen gaben sich ein Stelldichein.

Die Kapelle im Jahr 1985

Im Jahr 1990 führte eine Konzertreise die Musiker nach Norden. Neben zwei Konzerten in Lübeck und Travemünde standen unter anderem der Besuch eines Musicals und des größten Vogelparks Europas in Walsrode auf dem Programm. 750 Jahre Ottenau waren der Anlass zu einem großen Fest im Jahre 1993. Die örtlichen Vereine hatten beim gemeinsamen Festwochenende allerhand auf die Beine gestellt. Am Sonntag schlängelte sich ein zwei Kilometer langer Umzug durch Ottenau, bei welchem Geschichte, Brauchtum und Handwerk der Ortschaft durch die Vereine dargestellt wurde. Beim Festkonzert unterhielten ca. 180 Mitwirkende von „Harmonie“, Sängervereinigung und Kirchenchor die Gäste in der eigens dafür gerichteten Sporthalle. 1995 feierte der Musikverein „Harmonie“ Ottenau sein 100-jähriges Bestehen.
1995 feierte der Musikverein „Harmonie“ Ottenau sein 100-jähriges Bestehen. Im Rahmen des Galakonzertes im Mai wurde dem Musikverein die Pro Musika Plakette für ein Jahrhundert Engagement für die Blasmusik verliehen. Im Juli richtete der Musikverein anlässlich seines Geburtstages das Verbandsmusikfest aus. Hierbei wurde den Gästen unter anderem Wertungsspiele, ein Festumumzug und ein zwei Unterhaltungabende mit buntem Programm geboten. Die Kapelle bestand im Jubiläumsjahr aus 53 aktiven Musikern und Musikerinnen.
Im Folgejahr übergab Tobias Merkel nach 28 Jahren den Dirigentenstab an Roland Hatz. Im Jahr 1997 richtete der Musikverein das 28. Bezirkskonzert aus. Erstmalig wurde im gleichen Jahr ein Hock im Schulhof geplant, der jedoch buchstäblich ins Wasser viel. Eine Premiere in der langen Geschichte des Musikvereins gab es 1998: das erste Kirchenkonzert wurde in St. Jodok gespielt und gleich ein voller Erfolg. Bei dem ersten Weinfest der Gaggenauer Werbegemeinschaft spielte der Musikverein 1999 im großen Rundzelt auf.
Die Generalversammlung im Jahr 2002 wurde ein wahrer Ehrungsreigen – insgesamt 120 Mitglieder*innen wurden für ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt. Die Kapelle spielte im Rahmen der Einweihung der Stadtbahn in Gaggenau. Die Musikerfreunde in Markgröningen luden den Musikverein zu ihrem internationalen Musikfest, bei der sowohl beim Festumzug als auch im Festzelt gespielt wurde. Beim 30. Oktoberfest bekamen die Gäste von der Blaskapelle „Gloria“ Blasmusik vom Feinsten geboten.
2003 stand wieder eine Reise auf dem Programm – es zog die Musiker nach Berlin. Für die Mitglieder und Freunde wurde beim Oktoberfest mit „Blechschaden“ erneut ein absolutes Highlight präsentiert.
Mit Katherine Flynn-Hartmann übernahm 2004 erstmals eine Frau das Dirigat beim Musikverein. Beim Jubiläumskonzert zum 110-jährigen Bestehen der Kapelle glänzten die Musiker mit einer gekonnten Mischung aus konzertanter und moderner Blasmusik. 

Die Kapelle im Jahr 2005

Im Jahr 2006 spielte der Musikverein im Rahmen des Familientages bei Daimler. In den Folgejahren wurden die Feierlichkeit zum 35 jährigen Bestehen der Kameradschaft der Feuerwehren aus Annemasse und Gaggenau, sowie das 20 jährige Jubiläum der Wohngemeinschaft der Murgtal Werkstätten von der Kapelle umrahmt.
Beim 40. Bezirkskonzert 2009 war die Harmonie Ausrichter und wirkte auch musikalisch mit.  Im gleichen Jahr fand unter dem Motto „Ottenau feiert“ das Fest der Ottenauer Vereinsgemeinschaft statt, bei dem jeder Verein in irgendeiner Form mitgewirkt hat – so auch der Musikverein. Außerdem gab es in 2009 eine Premiere: zum ersten Mal veranstaltete der Musikverein seinen „kleinen“ Weihnachtsmarkt bei der Katholischen Kirche in Ottenau. Ein neuer fester Termin im Ottenauer Kalender war geboren.
2010 stand wieder ein Ausflug auf dem Programm – die Musiker erkundeten Bad Säckingen. Die Jugendkapelle gab unter der Leitung von Alexander Schmidtke ihr erstes eigenes Konzert. Unter dem Motto „Amerika“ bot der Nachwuchs in der vollbesetzen Aula der Merkurschule den Zuhörern ein abwechslungsreiches Programm.
Im Folgejahr wurde die Musikkapelle nach Steinweiler in der Pfalz zum dortigen Dorffest eingeladen. Dieser Auftritt wurde mit einem Halbtagesausflug nach Germersheim verbunden. Mit Dr. Werner Hefner konnte ein neuer Dirigent für die Harmonie gewonnen werden, der bei der Umrahmung des Festaktes zum 40jährigem Bestehen der Freundschaft der Feuerwehren aus Annemasse und Gaggenau seinen ersten großen Auftritt mit der Kapelle hatte.      
Das Jahr 2012 wartete mit zwei musikalischen Highlights auf. Im Frühjahrskonzert unter dem Motto „Fantastische Geschichten“ bot die Kapelle den Zuhörern ein vielfältiges Programm von Klassik bis Filmmusik. Im Spätjahr durften die Musiker im Weinbrennersaal des Kurhauses Baden-Baden ein Konzert spielen. Die 50. gemeinsame Weihnachtsfeier von Sängervereinigung und Musikverein fand 2013 statt.
Ein Auftritt der Kapelle führte 2014 nach Bötzingen am Kaiserstuhl zum dortigen Dorf- und Weinfest. Die längere Anreise wurde mit einem Besuch des Schaubergwerk Teufelsgrund im Münstertal und einem Stadtrundgang in Staufen verbunden. Mit István Lukács, einem jungen Musikstudent aus Ungarn, konnte ein neuer Dirigent gewonnen werden, der frischen Schwung in die Kapelle brachte. Seine Feuertaufe im darauffolgenden Jahr bestand er mit Bravour. Unter dem Motto „Blasmusik will rock you“ brachte er mit den Musikern beim Jubiläumskonzert die Merkurhalle zum Beben. Dem Musikverein waren sein stolzes Alter von 120 Jahren nicht anzumerken. Das Jubiläum wurde auch beim Oktoberfest an drei Tagen kräftig gefeiert. Freitags war Tanzmusik, Stimmung und Gaudi mit den Murgtäler GaudiBuam geboten. Am Samstag glänzte die Jugendkapelle aus Ottenau in einem Gemeinschaftskonzert mit dem befreundeten Nachwuchs aus Sinzheim und Bad Rotenfels unter Leitung von Patrik Pirih. Sonntags spielten zahlreiche befreundete Gastkapellen zum Fest auf.

Die Kapelle im Jahr 2015

2016 wurde auf Einladung des „Orchestre à Vent de la Ville d’Annemasse“ eine Konzertreise nach Annemasse unternommen. Die Freunde aus Annemasse warteten mit großer Gastfreundschaft auf und die schönen Erlebnisse werden den Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben. Ein weiterer Ausflug führte die Kapelle zu den Vogtsbauernhöfen. Am Nachmittag wurden die Gäste auf dem Dorf- und Weinfest in Bötzingen musikalisch unterhalten. Im Folgejahr war der Musikverein wieder Ausrichter des Bezirkskonzertes. 
Im Jahr 2018 stand mit der 775-Jahr Feier von Ottenau ein großes Fest an. Gemeinsam mit der Ottenauer Vereinsgemeinschaft stellten die örtlichen Vereine ein Fest für die ganze Familie auf die Beine, bei dem der Musikverein neben musikalischen Einsätzen auch für das leibliche Wohl der Gäste sorgte. Im Advent wurde bereits zum 10. Mal zum kleinen Weihnachtsmarkt an der Kirche eingeladen. Im Folgejahr wurde das Jahreskonzert unter dem Motto „nature in concert“ bestritten. 
Die Planungen und Vorbereitungen für das Jubiläumskonzert 125 Jahre Musikverein Ottenau unter dem neuen Dirigenten Holger Bronner kamen durch die Corona Pandemie zu einem abrupten Ende. Durch den Lockdown kam das Vereinsleben komplett zum Erliegen. Die Musiker ließen sich dadurch nicht entmutigen, trafen sich in digitalen Kameradschaftsabenden, spielten während den Einschränkungen sofern möglich in kleinen Besetzungen und beschritten mit digitalen Videoprojekten neue Wege. Die Einschränkungen erlaubten auch im Folgejahr noch keinen dem Anlass entsprechenden Konzertrahmen, sodass das Jubiläumskonzert mit den Musikerfreunden aus Annemasse mit zwei Jahren Verspätung im Oktober 2022 stattfand.
2023 wurde zu einem großen Premierenjahr. Der Musikverein Ottenau gestaltete als erster Verein das städtischen Drei-König-Konzerte im neuen Format. Beim neuen Konzertkonzept der Sparkasse für Ihre Mitglieder spielten wir neben und mit dem Musikverein Bad Rotenfels auf. In diesem Jahr etablierte sich auch unsere Quintettbesetzung. Diese ermöglicht es auch an personell schwierigeren Terminen, wie z.B. Heilig Abend Auftritte wahrzunehmen und so unter Anderem die Bewohner der örtlichen Altenheime zu erfreuen. Der Musikerausflug führte uns in diesem Jahr zur Klosterbrauerei in Alpirsbach.

1. Vorsitzende*r

1895: Offizielle Gründung der Kapelle

1920: Gründung MV „Harmonie“

1920 – 1922: Franz Hisgen

1922 – 1923: Wilhelm Merkel

1923 – 1928: Wilhelm Stößer

1928 – 1938: Karl Kraft

1938 – 1939: Wilhelm Stößer

1939 – 1943: Hermann Haitz

1949 – 1961: Karl Wandler

1961 – 1964: Karl Ernst

1964 – 1988: Anton Oefler

1988 – 1990: Leopold Bernecker

1990 – 2002: Roland Fritz

2002 – 2018: Jürgen Schmidt

2018 – 2024: Markus Bauch

2024 – heute: Daniel Maisch (kommissarisch)

Dirigent*in

1898 – 1899: Urban

1899 – 1914: Jäger

1919 – 1923: Heinrich Schlenz

1923 – 1967: Amandus Eckert

1967 – 1995: Tobias Merkel

1996 – 2004: Roland Hatz

2004 – 2010: Katherine Flynn-Hartmann

2011 – 2013: Werner Hefner

2014 – 2017: István Lukács

2018 – 2019: Nicole Vollmer

2020 – heute: Holger Bronner